Atlantik Überquerung Teil 2: Kap Verden bis Karibik
- Nicola

- 25. Feb. 2023
- 13 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juli 2023
Wir haben einen gesamten Ozean überquert! Mit der Kraft des Windes und der Sonne allein. Wir sind super happy und stolz über das was wir erlebt und gewagt haben und wollen dich mit diesem Blog Post mit an Board nemen. Nicola hat jeden Tag Tagebuch geführt und die Momente immer zeitnah gedanklich festgehalten.

Zahlen, Daten, Fakten
2244,4 Seemeilen
17 days, 13 hours, 26 minutes at sea
Unzählige Power Naps
18 Sonnenaufgänge
18 Sonnenuntergänge
61 selbstmörderische fliegende Fische
8 gesichtete Boote
6 Bücher
5 hausgemachte Brote
1 mentaler Tiefpunkt
Viele mentale Highs
18 Tagebucheinträge
Tag -1: Gemüsejagd
Kap Verden, 06.01.23

Langsam sind wir aufgeregt. Wir treffen letzte Vorbereitungen. Einmal noch auf den Mast rauf um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Beiboot und SUP auslassen und verstauen. Podcasts und Hörbücher herunterladen. Wetterdaten speichern. Geplante Abfahrt - heute! Als wir um 14:00 in einem Café einkehren und noch immer nicht annähernd genug gutes Gemüse gefunden haben und außerdem noch immer auf der Suche nach einem Kanister und Kübel sind, beschließen wir erst morgen zu fahren. Das nimmt uns den Stress und der Markt ist in der Früh gefüllter. Bei einem unerwartet guten Veggie Burger im Café Verde direkt am Markt telefonieren wir noch mit Freunden und Familie. Zurück am Boot räumen wir auf und machen alles wirklich ready. Klar Schiff! So können wir morgen losstarten!
Tag 1: Gibt es ein Genericon von Manner Schnitten?
Nahe Kap Verden, 07.01.23
Leinen los! 🥳 Wir sind unterwegs. Lange werden wir kein Land mehr sehen. So ein Schluck Rum auf nüchternen Magen muss sein. Für uns und auch Neptun, natürlich! 🌊 Wir düsen mit viel Wind aus Mindelo, müssen sogar erstmals länger per Hand steuern, weil weder Quiekie noch Jane (Autopiloten) die harten Böen bis 30kn gepaart mit sich brechenden Wellen von schräg hinten managen können. Danach bremst uns der Windschatten der Insel aus und von 25kn geht es runter auf quasi 0kn Wind. Wir schalten den Motor ein, sind aber trotzdem Spielzeug für die Wellen. Wir wechseln uns beim Kochen ab. Jeder ist so lange unter Deck, bis demjenigen mulmig wird. Die Seasickness Tabletten werden mit dem fertigen Curry gepaart, aber die Manner Schnitten zur Nachspeise scheinen eine bessere Wirkung zu haben. Leider ist unser Vorrat nun aufgebraucht. Ob wir wohl in der Karibik ein würdiges Generikon von Mannerschnitten finden?!
Tag 2: Eingrooven
Offener Atlantik, nahe Kap Verden, 08.01.23
Die ersten Tage sind immer anstrengend. Man muss sich erst wieder an das Schaukeln, den neuen Schlaf-Rhythmus und die Geräusche, die so ein Boot macht, wenn es mit Wind und Wellen gen Westen ringt, gewöhnen. Raffael übernimmt momentan die Sonnenuntergangs-Schicht von 21:00 bis ca. 03:00 und Nicola die Sunrise Schicht von 03:00 bis 09:00. Wind und Welle sind noch immer stark und wir segeln nur mit einem Drittel unserer Genua ohne Großsegel. Zum Glück haben die Böen nachgelassen und Jane schafft es wieder für uns die Richtung zu halten. Das Gemüse schwankt im Netz und die österreichische Fahne weht unermüdlich, während wir durch das Blau des Himmels gen Westen über den Atlantik gleiten. 🌊
Tag 3: Das Wesentliche
Offener Atlantik, nahe Kap Verden, 09.01.23
Das Leben reduziert sich auf das Wesentliche. Schlafen und Essen. Zum Essen gehört (zumindest bei uns) auch das Kochen. Und dazu wiederum das Abwaschen. Mit begrenzten Wasser ist das ein Akt. 😅🧼 Salzwasser aus dem Meer kübeln und in verschiedene Schaffeln füllen. Das ganze Zeug an Deck bringen. Vorspülen, nachspülen und mit möglichst wenig Süßwasser abspülen. Abtrocknen und wieder runter räumen. Wir brauchen mit diesem System nur 1,5l Wasser pro Rag für das Geschirr. Zum Glück haben wir vor Abfahrt noch einen zweiten Kübel besorgt, denn der erste hat es heute gleich über Bord geschafft. 🙈 So ähnlich läuft auch das Duschen ab, welches wir gleich anschließen: Vorspülen mit Salzwasser, einseifen, Nachspülen mit Salzwasser und dann noch ein bisschen Süßwasser zum Nachspülen. 🪣⛵️🌊🛀
Tag 4: Zwischen Leichtsinn und Übervorsichtigkeit
Offener Atlantik, nahe Kap Verden, 10.01.23

Die Nacht war die Ruhigste bisher und der Tag verläuft eigentlich unspektakulär. Raffaels Männerschnupfen ist unangenehm, aber morgen hoffentlich weg. Wir baumen die Genua aus und ändern unseren Kurs leicht. Es wäre alles sehr entschleunigt, würde da nicht einer unserer Wassermelder angehen. Es piepst laut aus dem Motorraum und als wir nachsehen sehen wir eine kleine Wasserlacke. Nicht weiter schlimm, aber woher kommt das Wasser? Wir checken die bekannten Übeltäter und werden leider fündig. Die Stelle, die wir am Trockendock in Portimão frisch verstärkt und neu abgedichtet haben, leckt wieder. 🤯 Das Kopfkino geht an. Wir haben noch mindestens zwei Wochen bis in die Karibik. Zurück wäre es ein harter am Wind Kurs bei hoher Welle. Was ist das Worst-Case-Szenario? Ist es leichtsinnig weiter zu fahren? Ist es übervorsichtig umzudrehen? Eine sehr schwierige Entscheidung. Wir wollen beide unbedingt endlich in die Karibik, aber zu welchem Preis? Mit welchem Risiko? Wir können es im Moment nicht abschätzen und beschließen das Problem zu beobachten und morgen weiterzudenken. Fakt ist jedenfalls - wir müssen nochmal aufs Trockendock. Und das alleine trübt die Stimmung schon. So sehr freuen wir uns doch endlich auf warmes Wasser, Palmen, karibische Strände und das Ernten der Früchte der letzten Monate, in denen wir so viel Arbeitszeit und Liebe in Bootsarbeiten gesteckt haben…
Tag 5: Durchhängen
Mitten im Atlantik, 11.01.23
Das gesichtete Problem ist (hoffentlich) halb so wild und wir beschließen weiter zu fahren. Die Aussicht auf wiedermal Trockendock-Leben in absehbarer Zeit trübt jedoch die Vorfreude auf die Karibik. Wir sind beide gesundheitlich ein bisschen angeschlagen (Verkühlung / Magen), was das schaueklige Leben an Board nicht einfacher macht. Dennoch versuchen wir es mit einem Stimmungs-Boost durch Krafttraining und einer Runde Kübeln. Danach fühlt man sich zumindest kurzzeitig mal wieder richtig wach. 🪣💪🏽
Tag 6: Langeweile
Mitten im Atlantik, 12.01.23
“Wie ist so eine Atlantik-Überquerung? Ist das nicht gefährlich?” Nicolas Antwort war da immer: “Im besten Fall langweilig.” Und das ist es heute erstmals. Immer wieder tupfen wir die paar Tropfen Wasser in der Bilge auf, waschen das Geschirr und checken die Segelstellung und unsere Umgebung. Bis jetzt zählen wir volle 5 Tage auf See, 24 selbstmörderische fliegende Fische (davon 14 alleine heute Nacht), 4 andere Boote, 2 Hörbücher und bereits unzählige Podcast Folgen.
Tag 7: Angekommen
Mitten im Atlantik, 13.01.23

Etwas fliegt durch den Salon. Es klatscht zweimal. Dann stinkt es nach Fisch. Dieses Flug-Getier ist gerade tatsächlich über die Bordwand, durch das Cockpit und nach unten in den Salon geflogen, wo es sich gekonnt das Genick gebrochen hat und ohne zu zappeln, in seiner eigenen Blutlache liegen bleibt. 🥺😮💨 Der Tag endet also mit diesem absoluten Kamikaze-Selbstmord Meister. Gestern haben wir uns gewundert, dass es ein Kollege überhaupt ins Cockpit geschafft hat. Das mit den Instant Genick Bruch hatte der allerdings nicht ganz so drauf und hat seine Schuppen überall verteilt, bevor Raffael ihn über Board befördern konnte. Der restliche Tag fühlt sich wie Ankommen an. Normalerweise stellt sich das Gefühl nach drei Tagen ein. Aber bei einer Überfahrt, die nicht 7, sondern 18 Tage dauern soll, braucht auch das anscheinend länger. Der Schlafrhythmus ist eingestellt, die Welle weniger und dadurch das Leben an Board deutlich einfacher. Man kann kochen, ohne fünf Hände zu brauchen und hat sogar Gusto darauf, da auch das mulmige Gefühl deutlich weniger ist. Also gibt es heute Nudelsalat, Schoko-Kuchen und absolut himmlische Rösti mit Rahmlinsen 🤤. So kurven wir weiter dahin durch den Atlantik. Ein Drittel der Strecke liegt bereits hinter uns. 🐟⛵️
Tag 8: Von Bäumen und Algen
Mitten im Atlantik, 14.01.23
Ein weiterer Tag mitten am Ozean in the Books. Der Mond ist schon nur mehr halb im Gegensatz zum satten Vollmond, bei dem wir losgestartet sind. Wir rücken unsere Uhren eine Stunde zurück und kommen langsam wohl in die Zone, wo die Braunalge zur Last werden kann. Das Ruderblatt der Windsteueranlage sitzt recht hoch und sammelt die Algenbüschel ein. Heute mussten wir uns zum ersten Mal im Klettergurt gesichert auf Befreiungsmission begeben. Gerade wollte ich schreiben „ansonsten unaufregend“, doch da kracht und klackt plötzlich was. Die erste Vermutung stimmt. Der Spibaum, mit der wir das Vorsegel ausgebaut haben, ist loose. Der Baum schwingt, wie ein Rammbock, gefährlich quer über das Vorschiff hin und her. Nach dem ersten Schock sammeln wir uns, schnappen uns die Life-Vests und Kopflampen und bändigen erstmal das Biest. Als es ruhig gestellt und vom Segel gelöst ist, sehen wir, dass die Nieten der Befestigungsschiene am Masten wohl nach und nach ausgerissen sind unter der Last des Segels und des andauernden hin und her Schwankens durch die Welle. Denn aktuell ist eigentlich wenig Wind und auch nicht böig. Wir begutachten morgen das Ganze bei Tageslicht, aber es scheint, als wäre nicht viel passiert. Die Nieten müssen wir wieder anschlagen und für den Rest der Überfahrt fällt der Spibaum aus. Dies bedeutet allerdings, dass wir nicht mehr gut genau vor dem Wind fahren können und 20-30 Grad unser Ziel verfehlen. Ab jetzt heißt es dann wohl öfter mal hin und her halsen. Mal schauen, wie viele Tage uns das kosten wird…
Tag 9: Steuerboardbug 🍌🐬
Mitten im Atlantik, 15.01.23

Ein bisschen Abwechslung darf ja auch mal sein. Als Raffael aufwacht, halsen wir und sind jetzt mal am Steuerbordbug unterwegs. Physiotherapeutisch gesehen gar nicht mal so schlecht, damit sich alles auch wieder ausgleicht. 🫠 Nicola hat in der Früh gleich die von der Sonne fast getrockneten Bananen vom Netz geklaubt und zu Bananenbrot und Banana Pancakes verarbeitet. Dabei hat sie an ihre Nonna gedacht, die die Zeit in der sie in der Früh für sich alleine ist, liebt, wenn sie um 04:00 aufsteht. Nun kann sie dieses Gefühl nachvollziehen. Vor allem, wenn dann auch noch der leichte Nieselregen einen Regenbogen in die Morgendämmerung malt. 🌈🍌 Und endlich - wie von Nicola heute morgens gewünscht, es ist immerhin fast Halbzeit - Delfine! 🐬 Es wird einfach nicht langweilig, die Tiere beim Spielen in den Wellen zu beobachten. Raffael schläft leider noch immer nicht gut und das zehrt mittlerweile an den Kräften. Zum Glück schläft Nicola aktuell wie ein Baby (wenn sie mal eingeschlafen ist 🫣) und zumindest eine Person an Board ist untertags voll munter. 😴
Tag 10: Halbzeit
Mitten im Atlantik, Halbe strecke zwischen Kap Verden und Karibik, 16.01.23

Der Tag beginnt mit einem Blick auf den Horizont, der mit Wolken verhangen ist, an denen Fadenbündel herausströmen. Die Sonne hebt sich unterdessen langsam über das Meer und versucht ihr Licht zwischen den Wolken hindurch zu schicken. Uns erwischt nur leichter Nieselregen und im Moment bleibt der Wind konstant, auch bei den gelegentlichen Regentropfen. Die gesamte Überfahrt ist es beim rundum Blick überall bewölkt, aber wenn wir direkt über uns in den Himmel schauen, klar. Untertags blau. In der Nacht schwarz mit Sternenhimmel oder hellgrau vom Mond erleuchtet. Der restliche Tag verläuft sich irgendwie. Einmal halsen, den Großbaum, der nun als Spibaum fungiert, in der Position optimieren, das Ruderblatt regelmäßig von den eingesammelten Algen befreien, kochen, essen, abwaschen. Nicola hat heute schlecht geschlafen und verbringt die Zeit, mehr oder weniger verträumt, mit dem Zeichenapp des Tablets. ✍️ Raffael liest. Und dann denken wir noch daran, auf die Halbzeit anzustoßen! Neun volle Tage von den geplanten 18. Wir sind gespannt, was die zweite Hälfte noch mit sich bringt. 🍀🍹
Tag 11: Schlaf, oder kein Schlaf
Mitten im Atlantik, 17.01.23
Theoretisch bekommt bei unserer Wachaufteilung jeder 6h Schlaf “am Stück”. Das klingt so mal nicht schlecht. Doch Theorie und Praxis unterscheiden sich leider. Das Problem ist, dass man zwischendurch oft geweckt wird. Eine außerordentlich große Welle, die das Bett aushebt. Das Schlagen der Segel. Das Knarzen der Winschen beim ein- bzw. ausreffen. Das Rattern der Windsteueranlage, wenn sie mit dem nächsten Algenteppich zu kämpfen hat. Alles, was von der normalen Melodie des Bootes abweicht, stört den Schlaf. Und so kommt es, dass 3 Stunden durchgehender Schlaf Luxus sind. Raffael ist heute offensichtlich schnell zwischen den Wach-Weckern in eine Tiefschlafphase gefallen und schlummert weiter im Salon, während die lautstarke Weck-Melodie vor sich hin bimmelt. Nicola wartet und hofft, dass er doch noch bald aufwacht. Eigentlich hätte sie nach Wachplan noch 1-2 Stunden Schlafenszeit, aber nun ist sie sowieso schon wach, schnappt sich das Navigations-Tablet, stellt den Ton ab und beginnt die Wache ein wenig früher. Da hat jemand den Schlaf wohl nötiger. 🙃 Ansonsten läuft es - im wahrsten Sinne des Wortes. Trotz deutlich weniger Wind und zum Glück auch weniger Welle, machen wir halbwegs Speed. Durch das Ausbaumen mit dem Baum des Großsegels können wir auch fast wieder vor dem Wind fahren. Durch die deutlich angenehmeren Bedingungen ist das Ruderblatt weniger belastet und wir haben nur mehr sehr wenig Wasser, das sich beim Ruderschaft vorbeischummelt. Yay! Fingers crossed, dass es so weiter geht. Vielleicht sogar mit ein bisschen mehr Schlaf. 😴
Tag 12: Freiheit
Mitten im Atlantik, 18.01.23

Frei sein.
Mutig sein.
Machen.
Mit der Faszination den Atlantik zu überqueren hat vor 3 Jahren diese Reise begonnen. Von der Idee des Hitch-Hikens, bis zu dem Plan unser eigenes zu Hause mit auf Reisen zu nehmen. Vom Sparplan nicht zu reisen und nicht auswärts zu essen, hin zu einer Pandemie, die uns diesen Plan deutlich vereinfacht hat. Von einem Quarantäne-Aufenthalt in Griechenland, der uns einige Bootsbesichtigungen und Nerven gekostet hat, hin zu einem 24 Stunden Trip nach Fuerteventura, um unser passendes Boot endlich zu finden. Von unzähligen Stunden des Herumwerkens, hin zu wohl vielen weiteren mit ein bisschen mehr Erfahrung jedes Mal 🙃. Von unserer ersten Desaster Ausfahrt, bei der wir viel in kurzer Zeit lernen durften 🫣, hin zu dem heutigen Tag, wo wir entspannt (wenn auch müde) über den Atlantik schippern. ⛵️ Die Zeit vergeht wie im Flug und heute sind wir dankbar. Dankbar für unseren gemeinsamen Mut Träume zu verwirklichen. Dankbar für unsere geteilten Werte, die Freiheit und Abenteuer über (finanzieller) Sicherheit stellen. Dankbar auf unserem kleinen, feinen Boot mitten am Atlantik zu leben und mit der Kraft des Windes einen Ozean zu überqueren zu dürfen. 🌊
Tag 13: “Nur noch 5 Tage?!”
Mitten im Atlantik, 19.01.23

“Es ist fast schade, dass es nur noch 5 Tage sind.”, meint Raffael völlig ernst. Er sitzt im Cockpit und kann sich vom vielen Blau gar nicht satt sehen. Im Moment ist es auch wirklich fein. Die Welle hat abgenommen, der Wind zugenommen. Wir liegen dadurch stabiler im Wasser und machen gut Speed. Dennoch freue ich mich, wenn wir ankommen, ins Wasser springen, eine Runde spazieren gehen und auswärts essen können. Wobei die Entschleunigung und keine Mails beantworten zu können jedenfalls auch definitiv etwas für sich hat. Und das ewige Blau liebt Nicola ebenso. Einfach nur wir, der Ferdi und der weite, blaue Horizont des Ozeans. . Durch die ruhigeren Bedingungen ist auch das Brot-Back-Game strong. Der Sauerteig Take #3 ist ENDLICH aufgegangen. Noch ein paar Tage füttern, dann gibt es hoffentlich endlich ein Sauerteig Brot. 🤞Einstweilen gibt es heute Burger mit selbst gemachten Buns. 🍔 Oh! Und heute hat uns zum ersten Mal ein total herziger Frachter-Kapitän angefunkt. Er erkundigt sich mit indischem Akzent (den wir beide total lieben) nach unserem Wohlbefinden und gibt uns die aktuellen Wetterdaten durch. Wie sehr man sich freuen kann, mit einem Fremden ein paar Worte zu wechseln, ist erstaunlich. Seit 13 Tagen haben wir mit niemandem ein Wort gewechselt und auch nur am Anfang der Überfahrt zwei andere Boote am Horizont gesehen. Und deswegen tut es wohl besonders gut zu wissen, dass man nicht ganz alleine ist. Diese kurze Konversation wird als ein Tages-Highlight kategorisiert. 📞
Tag 14: Läuft 💇♀️
Mitten im Atlantik, 20.01.23
Wir sind wieder am Backbord Bug unterwegs und mit aktuellem Kurs fahren wir sogar direkt auf unser Ziel zu. Mental macht das definitiv mehr Spaß, als zu kreuzen und gefühlt immer einen Umweg zu fahren. Nicola hält ihr Sonnen- und Salz-geplagtes Haar keinen Tag länger aus und überredet Raffael Frisör zu spielen. Der nimmt die Aufgabe geduldig an und so sitzen wir gemeinsam an Deck, der Wind verweht die Haare und immer wieder werfen uns die wuchtigen Wellen fast um. Eine Haarwäsche später kräuseln sich die Locken wieder fein und leicht. Endlich. Nicola darf auch ein bisschen schnipseln, aber nur sehr minimal am Nacken. Für den Rest darf bei Raffael nur der Profi ran. 🤷🏽♀️💇🏽♀️💇🏽♂️ Abendessen ist das zweite Mal Rösti mit Kohl-Linsen. Wir finden einfach kein Kohl/Wirsing Gericht, das dieses toppen kann!
Tag 15: Unspektakulär
Mitten im Atlantik nahe der Karibik, 21.01.23
Ein Tag, der wiedermal vergeht wie im Flug. Die Segel sind gut eingestellt, Jane steuert brav und wir müssen nur wenig korrigieren, wenn der Wind mal zu, oder abnimmt. Essen, trainieren, Geschirr waschen, duschen, kochen, Hörbuch hören, Nachtwache starten/schlafen. Richtig schön unspektakulär.
Tag 16: Waves they come. 🌊
Mitten im Atlantik, 22.01.23
Waves they come. Waves they go. With a rhythm. 🎶 Nach unserem ersten richtigen Squall, der in der Nacht mit kurzem heftigen Regenschauer und heftigen Böen über uns hinweg gezogen ist, bleibt es auch unter Tags ungemütlich schaukelig. Die Wellen sind deutlich größer geworden und wir beobachten beide fasziniert, wie sie hinter uns

brechen und Ferdinand anschieben. Leider kommt auch manchmal eine von der Seite, die uns ordentlich ins Schwanken bringt. Wir fühlen uns (noch) nicht mulmig - die Wellen zu Beginn der Überfahrt waren doch noch einen Tick größer - aber das Hin und Her Schwanken macht einfach jeden Handgriff, jeden Schritt anstrengend. So hanteln wir uns vom Salon ins Cockpit, bewegen uns an den Wänden entlang hantelnd und stützen uns, um nicht vom Klo zu rutschen. Wir halten gegenseitig unsere Gläser beim Essen, das Nutella wird zwischen den Beinen platziert, damit es nicht quer über den Tisch wandert, usw. Es ist einfach alles ein wenig mühsamer als unter normalen Bedingungen. 🙃🌊🤸
Tag 17: (Never) ending Schunkeln
Atlantik, nahe den karibischen Inseln, 23.01.23
Heute schaukelt es irgendwie besonders unangenehm. Die Wellen sind gar nicht mal so hoch, aber kommen unkoordiniert und in kurzen Abständen von der Seite. Wir freuen uns bald mal wieder einfach irgendetwas ganz normal abstellen zu können. Sei es das Kaffeehäferl, oder den Handstaubsauger, welche beide regelmäßig durch den Salon sausen. Als wir gemeinsam im Cockpit liegen und den Sternenhimmel beobachten, kommt ein bisschen Wehmut auf. Die letzte volle Nacht. Keine Menschenseele um uns. Die Ruhe. Das Meer. Die Natur. Einfach sein. Wir kennen mittlerweile den „Kulturschock“, der sich nach so einer Überfahrt einstellt. Ob der noch heftiger ist nach so einer langen Fahrt auf offener See? So ist es allein jetzt schon komisch, als Raffael „Land in Sicht!“ ruft. In dem Moment ist dies zwar nur eine leicht schimmernde Lichtansammlung am Horizont, aber da ist es: das erste Anzeichen der Zivilisation. Wir sind aufgeregt und traurig zugleich, dass unser bisher größtes Abenteuer - einen ganzen Ozean zu überqueren! - bald ein Ende haben wird.
Tag 18: Speedy Endspurt
Atlantik, nahe den karibischen Inseln, 24.01.23

Und der letzte Tag vergeht irgendwie ganz schnell. Noch ein paar Momente mit der Kamera einfangen, den Sonnenaufgang, den Horizont genießen, der bereits seit Mittag von der Insel St. Vincent durchbrochen wird. Wie eine Störung im weiten Horizont und der erste Blick bei Tageslicht auf die nahende Zivilisation. Wie immer schaffen wir es pünktlich im Stockdunkeln anzukommen und segeln mit der Strömung und richtig hohen Wellen zwischen den Inseln hindurch, bis die Lichter der ankernden Christbäume aka Kreuzfahrtschiffe den Weg leuchten. Der Anker fällt um 19:30 Ortszeit. Wir schreiben 2244,4 Seemeilen in 17 Tagen, 13 Stunden und 26 Minuten. Wir können noch gar nicht realisieren, dass wir angekommen sind und hoffen, dass ein Caipirinha zum Feiern hilft. 🍹
Tag +1: Wir sind angekommen! Zumindest physisch.
Bequia, St. Vincent and the Grenadines, 25.01.23
Wir sind in der Karibik! 🥳 Nach einem Sprung ins Wasser und dem Beheben eines kleineren Problems mit unserer Familienkutsche (das Schloss, das den Motor an der Reiling fixiert, ist fest gerostet und wir müssen es aufsägen), setzen wir zu Mittag endlich unsere Füße aufs Land! So viel Grün, bunte Häuser im Kolonialstil und schon mal eine erste Schildkröten-Sichtung 🐢, zumindest für Raffael. Der erste Weg führt ins Immigration-Office, wo wir uns zwei Stunden herumschlagen, bis wir offiziell eingereist sind. Dann erstmal Internet besorgen und die Vorzüge des Festlandes genießen. Wenn die Preise da nicht wären, könnte man das auch wirklich. Eine Pizza kostet umgerechnet 20€, ein Feta 10€. 💸 Wir essen unser erstes Eis und genießen den Blick aufs Meer unter den großen Mangrovenbäumen hindurch. 🌴
Tag +3: Und jetzt?!
Bequia, St. Vincent and the Grenadines, 27.01.23
Der Traum ist plötzlich Realität geworden. Vergangenheit. Ein Ziel, das erreicht wurde. Und jetzt?! Jeder kennt wohl dieses Gefühl. Auf etwas jahrelang hingearbeitet und gewartet zu haben und dann geht plötzlich alles so schnell und ist auch schon wieder vorbei. Wir nehmen uns die Zeit, anzukommen. Ganz langsam gewöhnen wir uns an die neue Umgebung. Wir verbringen noch immer viel Zeit an Board, obwohl man meinen sollte, dass wir davon mal genug haben sollten. Nach 18 Tagen auf See hat Nicola es heute endlich geschafft ein gutes, reines Sauerteig-Brot zu backen! Gut Ding braucht Weile. 🥲 Vor allem beim Brot backen sowie dem Ankommen nach so viel Tagen auf hoher See.
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